Sündenfall
I
Melodie
(GL
163)
oder: Musik
Kein Wissen öffnet uns die Tür.
Vertan, zerstört ist Eden.
Wir wurden Opfer unsrer Gier
und ihrer Lügenreden.
Dass wir bedingt und endlich sind,
dass unser Weg in Gott beginnt,
ließ Wunsch und Trotz erwachen.
Es kann nicht sein, dass Gott verbot;
sein Wesen ist Gewähren!
Es kann nicht sein, dass Strafe droht;
die Welt soll uns gehören,
und nichts soll uns entzogen sein!
Das Maß bestimmen wir allein.
Verzicht gebührt den Schwachen.
So sprach die Schlange, als sie kam
und Treu und Glauben beugte.
Gott aber sandte uns die Scham,
damit sie ihn bezeugte.
Sie ruft vom Todesweg zurück
und weist den ersten Schritt zum Glück
im Weinen und im Lachen.
© Peter Gerloff
II
„Ich bin nicht schuld! Es war die
Frau,
die mir den Apfel reichte.“
„Die Schlange war es, glatt und
schlau,
die log, dass ich ihn bräuchte!“
„Du warst es, Gott, in jedem Fall!
Du wirkst ja alles, überall.“
„Ich bin nicht schuld! Es war der
Staat,
die Presse und die Banken,
der Papst und sein Moraldiktat,
die Fremden und die Kranken.
Du warst es, Gott, in jedem Fall.
Du wirkst ja alles, überall.“
„Du willst nicht schuld am Bösen sein
und forderst Lohn für Gutes?
Du wäscht dich von den Schwächen rein
und rühmst dich deines Mutes?
Wirf nur die Last der Freiheit weg –
die Schlange nutzt’s für ihren Zweck.“
© Peter Gerloff