Sündenfall
I
Melodie
Kein Wissen
öffnet uns die Tür.
Vertan, zerstört
ist Eden.
Wir wurden Opfer
unsrer Gier
und ihrer
Lügenreden.
Dass wir bedingt
und endlich sind,
dass unser Weg in
Gott beginnt,
ließ Wunsch und
Trotz erwachen.
Es kann nicht
sein, dass Gott verbot;
sein Wesen ist
Gewähren!
Es kann nicht
sein, dass Strafe droht;
die Welt soll uns
gehören,
und nichts soll
uns entzogen sein!
Das Maß bestimmen
wir allein.
Verzicht gebührt
den Schwachen.
So sprach die
Schlange, als sie kam
und Treu und
Glauben beugte.
Gott aber sandte
uns die Scham,
damit sie ihn
bezeugte.
Sie ruft vom
Todesweg zurück
und weist den
ersten Schritt zum Glück
im Weinen und im
Lachen.
© Peter Gerloff
II
„Ich bin
nicht schuld! Es war die Frau,
die mir den Apfel
reichte.“
„Die Schlange war
es, glatt und schlau,
die log, dass ich
ihn bräuchte!“
„Du warst es,
Gott, in jedem Fall!
Du wirkst ja
alles, überall.“
„Ich bin nicht
schuld! Es war der Staat,
die Presse und
die Banken,
der Papst und
sein Moraldiktat,
die Fremden und
die Kranken.
Du warst es,
Gott, in jedem Fall.
Du wirkst ja
alles, überall.“
„Du willst nicht
schuld am Bösen sein
und forderst Lohn
für Gutes?
Du wäscht dich
von den Schwächen rein
und rühmst dich
deines Mutes?
Wirf nur die Last
der Freiheit weg –
die Schlange
nutzt’s für ihren Zweck.“
© Peter Gerloff