Zehn Weisungen

(„Herr, unser Herr, wie bist du zugegen“)

 

Mein Volk, gib acht auf meine Weisung,
damit du nicht dein Heil verlierst!
Ich gab dir Freiheit und Verheißung.
Schenk mir das Leben, das du führst!

Ich bin dein Gott, dein Herr und Retter.
Nichts sei dir wichtiger als ich.
Verlass die selbstgemachten Götter;
suche, verehre, bitte mich!

Kein Bild kann mein Geheimnis fassen;
deine Begriffe sind zu klein.
Statt mich Bekanntem anzupassen,
lass dich auf meine Fremdheit ein.

Sprich nicht von mir wie von den Dingen.
„Ich“ ist mein Name; sprich zu mir!
Du darfst mich fragen, mit mir ringen,
doch Spott und Lästern schaden dir.

Sechs Tage binden dich Geschäfte,
und du vergisst den, der dich schuf.
Ein Tag erneuert deine Kräfte.
Öffne dein Ohr für meinen Ruf!

Vater und Mutter sollst du ehren;
was sie dir gaben, gib zurück!
So wird dein Menschsein sich bewähren
und starke Wurzeln schlägt dein Glück.

Mein ist das Leben, mein das Sterben.
Ich richte und ich schaffe neu.
Du sollst nicht töten noch verderben,
sondern bezeugen: Ich bin treu!

Du sollst die Ehe nicht gefährden.
Ist dir ein Mensch als Halt geschenkt,
für immer mit dir eins zu werden,
dann meide alles, was ihn kränkt.

Bemessen sind die Erdengüter.
Mehre durch Arbeit ihren Wert,
und für den Nächsten sei ein Hüter,
taste nicht an, was ihm gehört!

Kein Gift ist stärker als die Lüge
im Alltagsstreit und vor Gericht.
Hör dein Gewissen und verbiege
die offenbare Wahrheit nicht!

Bezwinge Habsucht und Begehren
und lerne wollen, was ich will!
Dann wird sich deine Seele klären
und die Dämonen werden still.

Dies sind heiligen Gebote.
Sie sind nicht schwer, nicht fern von dir.
Sie sind wie Pfade und wie Brote –
das Grundgesetz im Bund mit mir.