Wenn einer, der von Gott redet,

ganz auf Gott hin und in seiner Gegenwart lebte

 (nicht nur teilweise und mit Vorbehalt);

wenn sein Eigeninteresse aufgelöst und vermittelt wäre

in der Hingabe an Gott und die Brüder und Schwestern;

wenn er daher kritisch wäre ohne Selbstgerechtigkeit

und barmherzig ohne Grund in einem Eigenbedarf an Nachsicht –

dann würde er exakt dem Maßstab entsprechen,

der sich in aller zeitgenössischen Negativität

als unausgesprochene Sehnsucht verbirgt.

 

Als anonymes „Hohlmaß“

ist Jesus Christus allgegenwärtig.

Als kritérion ist er das spezifische Erbteil der westlichen Kultur.

Wer sich selbst diesem Kriterium stellt,

gerät auf den Weg, auf dem er ihm begegnet.

 

Auf diesem Weg geschehen Wunder:

Wunder der Umwertung und Verwandlung,

Wunder des Sterbens und der Neugeburt.

Diese Wunder sind niemals rein „psychisch“,

sondern immer leibhaft.

Sie sind jedoch nie objektivierbar –

auch dann nicht, wenn „erwiesen“ Unerklärliches geschah.

Denn zu solchen Wundern gehören Subjekte,

die sie tun und erfahren

und erzählend wiederholen;

abstrahiert vom Subjekt ist etwas anderes da,

das der Ambivalenz alles „Objektiven“ unterliegt.

 

Es gibt keine Objektivität.

Die Wahrheit ist eine Person und die Beziehung zu ihr.

Und wenn der Glaube an Gottes Wunder

– auch einzelne konkrete Wundererfahrungen –

sich mit der Objektivität auf eine Stufe stellt,

dann geht er an ihr und mit ihr zugrunde.

 

Peter Gerloff