Vom Geist des Konzils

(„Where Goes the Sailor“)

 

Was für ein Geist ist der Geist des Konzils?

Einer des modischen Lebensgefühls?

Einer des schamvollen Wahrheitsverzichts?

Einer des schicksalhaft wachsenden Nichts?

 

Ist es ein Geist, der noch irgendwie glaubt,

was er zuvor mit der Harke entstaubt,

und nicht gesteht, dass die Harke zuletzt

alles, was Glauben begründet, zerfetzt?

 

Ist es ein Geist, der Erfahrung beschwört,

aber nur eigne Erfahrungen hört,

in Wissenschaften naiv wie ein Kind

und für Erfahrungsbedingungen blind?

 

Ist es ein Geist, der nur darauf besteht,

dass alles vollökologisch zugeht

und dass Gott selbst weder er ist noch sie,

sondern Produkt unsrer Theologie?

 

Das ist ein Ungeist, nicht der des Konzils,

Endresultat eines leidigen Spiels,

der aus der Kirche die Kirche verdrängt

und seine Urteile bindend verhängt.

 

Guter Johannes, was hast du getan?

War das die Absicht, der freundliche Plan?

Du wolltest Öffnung, Gespräch mit der Welt,

nicht, dass die Kirche dem Zeitgeist verfällt.

 

Nicht unsre Zeit erst entschlüsselt die Schrift

und trennt den wirklichen Jesus vom Gift.

Nicht unsre Zeit hat den Menschen erkannt.

Christus hat längst seine Zeugen gesandt.

 

 

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Gütiger Himmel, wie klug und bequem

ist unser kirchliches Steuersystem!

Jeder, der zahlt, ist ein gläubiger Christ,

jeder, der austritt, ein Antitheist.

 

Jeder, der Lohn aus der Steuer bezieht,

singt unbehelligt sein kritisches Lied,

gilt als katholisch und urteilsbefugt,

gleich welcher Geist durch sein Zwischenhirn spukt.

 

Dies ist das Maß alles kirchlichen Tuns:

Was sagt die Presse? Zerreißen sie uns?

Flattern uns Austrittsbescheide ins Haus?

Gehn uns am Ende die Geldmittel aus?

 

Ich habe gut von der Steuer gelebt,

und was mich irdischer Sorgen enthebt,

trifft auf dem Konto allmonatlich ein.

Ich sollte pflichtgemäß romkritisch sein.

 

 

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Bist du im kirchlichen Dienst angestellt

und hast dich zu den Verächtern gesellt,

über die Lehre die Nase gerümpft,

zweitausend Jahre des Glaubens beschimpft,

 

hast du der päpstlichen Autorität

unmissverständlich den Rücken gedreht

und Deinesgleichen zum Maßstab erklärt,

wirst du als Beispiel des Mutes geehrt.

 

Aber wer Beifall und Zuspruch erhält,

weil sein Verhalten der Mehrheit gefällt,

und dabei keinerlei Nachteil verspürt,

ist nur ein Fisch, den der Strom mit sich führt.