Improperien am Karfreitag

(„Wir danken dir, Herr Jesu Christ“)

 

Mein Volk, was hab ich dir getan,

dass du mir trotzig widerstehst?

Zur Freiheit führte ich dich an.

Du fesselst den, der dich erlöst.

 

O starker Gott, Allheiliger,

so fremd vollzieht dein Wille sich.

Allheiliger, Unsterblicher,

erbarme dich, erbarme dich!

 

Auf Wüstenpfaden schenkte ich

quellfrischen Trank und Himmelsbrot.

Ins Land der Fülle wies ich dich.

Du dankst mir mit dem Kreuzestod.

 

O starker Gott, Allheiliger,

so fremd vollzieht dein Wille sich.

Allheiliger, Unsterblicher,

erbarme dich, erbarme dich!

 

Ich teilte dir das Beste zu.

Zum Weinberg formte dich mein Wort.

Doch sauren Essig spendest du,

dazu den Speer, der mich durchbohrt.

 

O starker Gott, Allheiliger,

so fremd vollzieht dein Wille sich.

Allheiliger, Unsterblicher,

erbarme dich, erbarme dich!

 

Mein Bund, mein Recht hat dich erhöht,

und Feinde wichen scheu zurück.

Am Pfahl, der wie ein Pranger steht,

entblößt du mich dem Spötterblick.

 

O starker Gott, Allheiliger,

so fremd vollzieht dein Wille sich.

Allheiliger, Unsterblicher,

erbarme dich, erbarme dich!

 

Das Geisteslicht, das ich dir gab,

erglänzte vor der Völkerwelt.

Du schließt mich ein ins Felsengrab,

in das kein Strahl der Sonne fällt.

 

O starker Gott, Allheiliger,

so fremd vollzieht dein Wille sich.

Allheiliger, Unsterblicher,

erbarme dich, erbarme dich!